Trinkschokolade schon vor 1.000 Jahren begehrt

Besonders in der kalten Jahreszeit sehr beliebt

Die Ureinwohner New Mexicos im Südwesten der heutigen USA schätzten schon vor 1.000 Jahren die heiße Schokolade als Getränk. Forscher der Universität New Mexico fanden in Trinkgefäßen der Anasazi-Kultur im archäologischen Ort Pueblo Bonito Spuren eines Kakaogetränks. Da Kakao jedoch nur in den weit südlicheren präkolumbianischen Kulturen Mexikos kultiviert wurde, beweist der Fund den Kulturaustausch zwischen den Pueblo-Bonito-Indios und Mittelamerika. Die zylinderförmigen Becher, auf denen der Kakao gefunden wurde, stammen aus der Zeit um 1000 bis 1125 n.Chr. Erst vier Jahrhunderte später begann mit der Ankunft der Spanier in Amerika die weltweite Verbreitung des Kakaos.

"Aztekische Händler haben die Kakaobohne aus dem mexikanischen Veracruz nach Pueblo Bonito gebracht", bestätigt Michael Schultz, Humanmediziner an der Universität Göttingen. Schultz war selbst mehrfach an Ausgrabungen in Pueblo Bonito beteiligt. "Da Kakao so teuer war, war er auch bei den Azteken nur der Oberschicht vorbehalten. Schon allein deshalb wollten die Anasazi nicht darauf verzichten", so Schultz. Beide Kulturen hätten den Kakao in ihre Riten integriert. "Der Kakao war nicht nur lecker, sondern besaß religiöse Bedeutung." Aus Mesoamerika sind Kakao-Rituale mit Vasen bekannt, die dieselbe Zylinderform wie die vorgefundenen Becher besitzen.

Kakobohne mit Stein zu Pulver verarbeitet

Dass es in Pueblo Bonito eine Kultur des Kakaotrinkens gab, zeigen mehrere Funde. Neben 166 kunstvoll bemalten Zylindergefäßen entdeckten die Forscher einen Stein, mit dem die Kakaobohne zu Pulver zerstampft wurde, sowie Rührstäbe, die man in Mittelamerika schon früh für das Schäumen von Getränken verwendete. Den deutlichsten Hinweis lieferte jedoch der Fund des Biomarkers Theobromin. Dabei handelt es sich um einen dem Koffein verwandten Wirkstoff, der dem Kakao eine anregende Wirkung verleiht. Das Theobromin stammt ausschließlich von der Kakaopflanze, die auch in früheren Jahrhunderten nur im tropischen Süden Mexikos wuchs. Erstaunlich sei laut Schultz besonders die Leistung der Händler, die den Kulturaustausch zwischen Nord und Süd bewirkten. "Auf den Handelsrouten, die bis in die 2.000 Kilometer entfernte Toltekenstadt Tula führten, wurden auch Ameisenbären oder Papageien gehandelt. Die Azteken importierten hingegen die türkisen Mineralien der Anasazis." Für die Reisen nahmen die Händler zahlreiche Strapazen auf sich. Da ihnen weder Lasttiere noch Fahrzeuge zur Verfügung standen, mussten alle Waren mit der Hand getragen werden, bemerkt der Göttinger Humanmediziner abschließend.

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Veröffentlicht von GOURMETmagazin

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Text: Albuquerque/Göttingen (pte)